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Projekt „Konfliktfähige Kinder“

Städtischer Kindergarten Stellichte

 

Faustlos – Zertifikatsbericht

 

 

1.   Beschreibung der Einrichtung

 

Der städtische Kindergarten Stellichte ist ein Regelkindergarten im ländlichen Bereich in der Ortschaft Stellichte, der zur Stadt Walsrode gehört. Träger der Einrichtung ist die Stadt Walsrode.

Unsere Einrichtung besteht aus einer Gruppe mit 24 Kindern im Alter von 3 – 6 Jahren, die von zwei Erzieherinnen betreut werden (bis Ende Juli 2009 waren wir eine zweigruppige Einrichtung mit 34 Kindern, 4 Betreuern und einer Aushilfe).

Unsere Schwerpunkte sind neben Gewaltprävention die Erziehung zur Selbständigkeit, das Vermitteln eines demokratischen Verständnisses, Sprachförderung, gesunde Ernährung und Bewegung….

Alle  pädagogischen Fachkräfte haben an der Fortbildung zu Faustlos teilgenommen und setzen das Curriculum mit den Kindern praktisch um.

 

 

2.   Beschreibung der Umsetzung des Faustlos – Curriculums

 

Faustlos wurde im Herbst 2007 in beiden Gruppen mit einem wöchentlichen Faustlostag einführt. Dazu haben wir ein Poster gestaltet und die Regeln für unsere Besprechungskreise festgelegt.

 

Faustlosplakat

 

 

Faustlosregeln 

 

 

 

Faust

 

 

„Faust“-los

 

ohne Faust

 

 

 

Der Faustlostag ersetzte unseren Kochtag, was einigen Kindern damals etwas schwer fiel, jetzt aber zur Normalität geworden ist. Mittlerweile kochen wir mittags.

An Geburtstagen oder wenn andere ganz besondere Angebote stattfinden, fällt der Faustlostag aus. Allerdings achten wir darauf, dass das Curriculum in einem Kindergartenjahr von Anfang bis Ende durchgeführt wird.

Ein Faustlostag sieht bei uns folgendermaßen aus:

  8.00 Uhr –  8.30 Uhr: Bringzeit

  8.30 Uhr –  9.00  Uhr: Morgenkreis

  9.00 Uhr – 10.30 Uhr: Freispiel und Frühstück

10.30 Uhr – 11.15 Uhr: Aufräumen, Zähneputzen, evtl. Draußenspielen

11.15 Uhr – 11.45 Uhr: Faustloskreis

Am Faustlostag wird die Gruppe in die rote und die grüne Faustlosgruppe eingeteilt, was bedeutet, dass alle Mitarbeiter Faustlos in einer Kleingruppe durchführen.

An den anderen Tagen wird das Gelernte in der entsprechenden Situation aufgegriffen und vertieft.

Da wir pro Jahr mehr Faustlostage zur Verfügung haben als es Lektionen gibt, können wir einzelne Lektionen verändern. Allerdings achten wir darauf, dass die Struktur einer Lektion(Aufwärmphase, Geschichte und Diskussion, Vertiefung) erhalten bleibt. In der ersten Einheit haben wir beispielsweise die Lektionen so unterteilt, dass die Kinder jede Woche ein Gefühl (statt drei) kennen lernen und das Gelernte vertiefen.

Um für die Kinder, die Faustlos im zweiten oder dritten Jahr durchlaufen, eine Abwechslung zu gewährleisten, variieren wir durch Angebote den Teil der Aufwärmphase oder der Vertiefung, oder wir bieten entsprechende Mal- oder Bastelangebote an.

 

Die Eltern wurden vor der Einführung von Faustlos im Rahmen  eines Elternabends über das Projekt „Konfliktfähige Kinder“ informiert. Die Informationen werden auch an die neuen Eltern weitergegeben.

Es wurde eine Info-Ecke eingerichtet, in der sich die Eltern über die einzelnen Lektionen informieren können.

 

Faustlosinformationstafel für die Eltern

 

 

Im Laufe der Zeit veränderte sich diese Ecke immer wieder.

 

         

 

Alle Beteiligten nahmen die Einführung von Faustlos positiv an.

 

 

 

 

3.   Möglichkeiten und Grenzen des Programms in der Einrichtung

 

Im ersten Jahr, in dem wir Faustlos durchführten, wurde jede Lektion mit allen beteiligten Erzieherinnen vorbereitet und nach der Durchführung reflektiert. Dadurch waren alle Mitarbeiter und Kinder auf dem gleichen Stand.

Im zweiten Jahr suchten wir Angebote, die wir als Vertiefung mit aufgreifen konnten, z.B. den Gefühlewürfel, das Gefühleplakat, die Gefühleuhr, Gefühlelieder und Fingerspiele.

 

 

 

Eine große Gefühleuhr wurde für die Gruppe gebastelt. Wenn die Kinder Probleme haben, können sie ihr Gefühl einstellen und mit dem Geräusch eines Musikinstruments alle Kinder zum Besprechungskreis rufen. Dieses passiert, wenn etwas kaputt oder verloren gegangen ist, wenn jemandem weh getan wurde oder es den Kindern zu laut ist.

 

 

Verschiedene Bilderbücher und Spiele zum Thema wurden für die Einrichtung gekauft.

 

 

Anfangs fiel es schwer, das, was wir in den Faustloslektionen gelernt hatten, anzuwenden und Faustlos im Alltag zu leben. Es wurde immer wieder ins Bewusstsein zurückgerufen und ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen.

Besonderen Spaß machte es den Kindern die Geschichten vom wilden Willi und vom ruhigen Schneck vorgespielt zu bekommen. Sie waren sehr beeindruckt.

 

 

 

Wir werden unseren Faustlostag beibehalten, und wir werden weiterhin auf der Suche nach geeigneten Angeboten sein, die wir in unseren Tagesablauf, in unseren Faustlostag und in unsere Rahmenthemen einbauen können.

 

Faustlos müssen wir täglich leben, d.h. die Kinder müssen Faustlos auch zu Hause erleben, was in vielen Familien auch passiert, aber nicht in allen. Die Eltern können die wöchentlichen Faustloslektionen in der Elterninfoecke nachlesen. Wir sind auf die Unterstützung und Mitarbeit der Eltern angewiesen. Leider gibt es immer wieder einzelnen Eltern, die sich von Faustlos nicht überzeugen lassen.

 

Mit dem Projekt „Konfliktfähige Kinder“ nahmen wir am Wettbewerb

„Fair bringt mehr“ teil. Wir bekamen einen Preis auf Regionalebene und den 3. Preis auf Landesebene.

 

Im Frühjahr 2009 boten wir ein Theaterprojekt an. Die Kinder suchten ein Bilderbuch aus, das sie als Theaterstück beim Sommerfest aufführten.

Sie entschieden sich für das Bilderbuch „Ich bin doch keine Zuckermaus“, in dem es um Neinsagegeschichten  und Lieder geht.

 

 

 

4.   Reaktionen der Kinder und des Kollegiums

 

Faustlos wurde in unserer Einrichtung eingeführt, weil für uns dieses Thema sehr wichtig ist. Alle Mitarbeiter hatten sich schon im Vorfeld damit d beschäftigt  und wurden auf der Fortbildung davon überzeugt.

Unabhängig vom Projekt „Konfliktfähige Kinder“ hatten wir vor Einführung von Faustlos das Projekt „Himbeereis und Feuerschweiß“ durchgeführt, das sich an dem Buch „KLIK – Kinder können Konflikte klären“ orientierte. Mit diesem Projekt gewannen wir im Frühjahr  2007 einen Preis bei „Fair bringt mehr“.

 

Die positive Einstellung der Mitarbeiter spiegelte sich natürlich im Verhalten der Kinder wieder. Die Lektionen, in denen es um Gefühle ging oder die Geschichten von Willi und Schneck begeisterten die Kinder.

 

Faustlossitzung

 

Aber auch das Suchen nach Lösungen für Probleme machte ihnen Spaß.



 

Es gab natürlich auch Tage, an denen die Kinder weniger motiviert waren. Dann war das Betrachten der Fotos etwas mühselig.

Es hat sich gezeigt, dass es besser ist die Lektionen zur Problemlösung in einem kurzen Zeitraum hintereinander durchzuführen.

 

Mittlerweile sind einige Begriffe wie Problem, Missgeschick, fair - unfair aus Faustlos in den Wortschatz der Kinder übergegangen, und die Kinder diskutieren mehr über ihre Probleme.

 

5.   Verbesserungsvorschläge

 

Zu Beginn der Durchführung von Faustlos wäre es besser gewesen, die

Gruppen mit zwei Faustloskoffern auszustatten. Wir halten es für vorteilhafter, Faustlos zeitgleich in Kleingruppen durchzuführen.

 

Das Material könnte mehr praktische Beispiele wie Lieder und Fingerspiele enthalten, die wir uns aus vielen anderen Quellen gesucht haben, z.B. das Gefühlelied, das wir entsprechend umgedichtet haben.

 

 

 

Gefühlelied:   „Wenn du glücklich bist“

 

    1. Wenn du glücklich bist, dann klatsche in die Hand (klatsch, klatsch,

        wenn du glücklich bist, dann klatsche in die Hand (klatsch, klatsch),

        denn du kannst es allen zeigen, brauchst Gefühle nicht verschweigen,

        wenn du glücklich bist, dann klatsche in die Hand (klatsch, klatsch).

 

    2. Wenn du traurig bist, dann seufze doch einmal (seufz, seufz), …

 

    3. Wenn du wütend bist, dann stampfe mit dem Fuß (stampf, stampf),…

 

    4. Wenn du überrascht bist, dann fass in dein Gesicht, (Gesicht anfassen),…

 

    5. Wenn du ängstlich bist, nehm´ ich dich in den Arm (in den Arm 

        nehmen),...

 

    6. Wenn etwas eklig ist, dann schnalze mit der Zung´ (Zungeheraus-

        strecken),…

 

    7. Wenn du bei mir bist, dann zeig mir, wie´s dir geht (klatsch, seufz,

        stampf, Gesicht anfassen, in den Arm nehmen, Zunge herausstrecken)...

 

 

 

 

Den Ablauf der einzelnen Lektionen werden wir so lassen, wie er ist,

weil die Kinder eine klare Struktur brauchen.